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Feedback in der Physiotherapiepraxis – zwischen Meckerrolle und wirksamem Führungsinstrument

Frau gibt Feedback in einem Gruppengespräch
Raus aus der Meckerrolle - rein in konstruktive Gespräche

Die Herausforderung für Praxisinhabende


Viele Praxisinhabende kennen die Situation: Im hektischen Alltag fallen Fehler oder Lücken im Arbeiten der Mitarbeitenden schnell auf. Sei es eine unvollständige Dokumentation, eine nicht ausreichend strukturierte Befunderhebung oder organisatorische Schwächen im Ablauf. Rückmeldung ist notwendig, doch oft bleibt das Gefühl: „Ich bin nur am Meckern.“Dieses Spannungsfeld ist nicht nur unangenehm für die Führungskraft, sondern kann auch das Klima im Team belasten. Gleichzeitig ist klar: Ohne funktionierende Prozesse und klare Rückmeldungen leidet die Qualität der Patientenversorgung – und am Ende auch die Zufriedenheit aller Beteiligten.


Was sagt die Forschung über Feedback?

Ein Blick in die wissenschaftliche Literatur zeigt: Feedback ist eines der wirksamsten Führungsinstrumente überhaupt. In einer umfassenden Meta-Analyse mit über 500 Studien belegen Hattie & Timperley (2007), dass Feedback im Durchschnitt eine starke positive Wirkung auf Leistung und Lernprozesse hat (Effektstärke d ≈ 0,79).Allerdings gilt: Feedback wirkt nicht automatisch positiv. Kluger & DeNisi (1996) zeigten bereits in einer früheren Meta-Analyse, dass Rückmeldungen sogar leistungsmindernd sein können, wenn sie unspezifisch, unklar oder nur auf die Person bezogen sind. Die Wirkung hängt also stark von der Art und Qualität des Feedbacks ab.


Drei Kernfragen, die Feedback wirksam machen

Hattie & Timperley (2007) formulieren drei zentrale Fragen, die gutes Feedback beantworten sollte:

  1. Where am I going? – Ziele und Erwartungen klären

    Mitarbeitende brauchen ein klares Bild davon, was von ihnen erwartet wird. Nur so können sie ihr Verhalten gezielt ausrichten.


  2. How am I going? – Rückmeldung zum aktuellen Stand geben

    Feedback sollte den Ist-Zustand konkret beschreiben: Was läuft bereits gut, wo gibt es Lücken?


  3. Where to next? – Wege zur Verbesserung aufzeigen

    Am wichtigsten ist die Orientierung nach vorne: Was kann konkret verändert werden, um die Zielerreichung zu verbessern?


Diese drei Fragen strukturieren Feedback in der Physiotherapiepraxis so, dass sie nicht als Meckern, sondern als Orientierung und Entwicklungsangebot wahrgenommen werden.


Aufgaben- und Prozessorientierung statt Personenurteil

Ein entscheidender Punkt ist die Ebene des Feedbacks:

  • Am wirksamsten sind Rückmeldungen auf der Aufgaben- und Prozessebene, also Hinweise zu konkreten Arbeitsschritten, Strategien oder Vorgehensweisen.

  • Am schwächsten wirken Rückmeldungen auf der Personenebene („Du bist unordentlich“, „Du bist nicht belastbar“). Diese Form von Feedback erzeugt häufig Abwehr oder Demotivation.


In der Praxis heißt das: Statt allgemeiner Kritik („Deine Befunderhebung war unvollständig“) sollte Feedback beschreiben, welche Elemente bereits vorhanden sind, welche fehlen und wie der Mitarbeitende beim nächsten Mal besser vorgehen kann. Aber auch ein Lob kann ebenso unwirksam ein. Ein „gut gemacht“ hat wenig bis keine Wirkung auf die Zufriedenheit oder Leistung der Kolleg:innen. Wichtig ist, dass es spezifisch bleibt und nicht in pauschales Lob abrutscht.


Fazit: Raus aus der Meckerrolle – rein in die Orientierung

Für Praxisinhabende bedeutet das: Feedback darf nicht als „notwendiges Übel“ verstanden werden, sondern als eines der stärksten Werkzeuge für Teamführung und Qualitätsentwicklung.

So wird Feedback von Mitarbeitenden nicht als Kritik, sondern als Unterstützung erlebt – und das wirkt sich positiv auf Teamklima, Mitarbeiterbindung und Patientenversorgung aus.

 
 
 

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